Die Zerstörung der Ordnung
Deutschland, 2017 - 9:50min
Eine junge Frau erleidet eines Morgens einen Anfall. Ein Ereignis, das Gewohnheiten und Privilegien
in Frage stellt und der Beginn einer Suche nach einer anderen Moral wird.
mit:
Katharina Bach
Text, Regie und Kamera:
Oliver Rossol
Musik:
Sven Michelson
Eines Morgens, als ich die exotischen Schätze der Welt
genoss,
entschied sich mein Körper überraschenderweise
meine Gewohnheiten in Frage zu stellen.
Dieser Anfall war die Zerstörung der Ordnung im Dienste
einer höheren Moral; -
würde ich jetzt rückblickend sagen.
Der Bruchteil einer Sekunde verkrampften Zuckens
blendet in
der Wahrnehmung das quälend langsame Ausbrennen der
Privilegien ein – oder:
Mein Körper und ich gehen ab jetzt getrennte Wege;
... und
mein Blick schweift ab.
Ist es an der Zeit wegzubrechen und den Fokus zu verlieren?
Wir wissen ja nicht wo das hinführen könnte
–
aber die Zukunft, die sich im Aufrichten annähert, zeigt
doch schon den Aufprall.
Ordnung schleicht sich in die Natur ein,
chaotische Inseln
erzeugen die Illusion der Offenheit.
Alles um mich herum
ist vermessen, einkalkuliert und beschrieben
– und mein
Telefon klingelt:
...das ist schon irgendwie ...erschreckend,
...so etwas zu realisieren.
... ach Papa, jetzt wein doch nicht, mir geht es doch
wieder besser,
ich komm doch auch bald nach hause.
Die
Ärztin meinte, dass mein Anfall eine einmalige Sache
gewesen sein könne,
und da spricht jetzt auch nichts für
etwas Ernstes.
... ja, ich weiß, ich bin jung und wir müssten tauschen,
aber so ist das nun mal...
Wir alle blicken auf einen Punkt.
-
Grobschlächtige Bewegungen übernehmen das Handeln und
verdrängen die Hoffnung des Feinsinnigen.
Die Schonzeit der Sorglosigkeit ist im Laufe der Geschichte
abgelaufen.
Die Natur im Spannungsgefälle Milliarden
Jahre andauernder Brände.
Eine unendliche Bewegung, die nicht gestoppt werden kann.
Wir heben unseren Lebensstandard mit
dem Hinabfallen anderer.
Getrennte Welten, abgegrenzt und
halbdurchlässig,
erzeugen den Druck in dessen Zwischenraum
Glück, Zerfall, Freiheit und Unterdrückung entstehen.
Das zu realisieren schmerzt und je länger wir diesen Blick
fokussieren,
desto stärker brennt die
Netzhaut unserer Gesellschaft.
Es ist kalt geworden –
glühende Farben werden
daran auch nichts ändern.
Mein Körper spürt das Chaos und die Unsicherheit -
aber auch die Hoffnung, die im Unbekannten liegt.
...die Zerstörung der Ordnung im Dienste der Erschaffung
von Möglichkeiten.